Zur neuen Studie „Jugend in Deutschland“ 2024
Johann Wolfgang von Goethe schrieb vor ungefähr 200 Jahren: „Die Sorge geziemt dem Alter, damit die Jugend eine zeitlang sorglos sein könne“. Das sollte heute eigentlich immer noch gelten: dass das Sich-Sorgen Sache der Älteren ist. Und die jungen Menschen einfach einmal machen dürfen, statt vor lauter Bedenken zu erstarren. Oder?
Ist die Jugend nicht die Zeit, Fehler machen zu dürfen, ohne immer gleich an morgen zu denken? Die Zeit, sich selbst auszuprobieren, ohne sich um die Zukunft zu sorgen? Wenn das so ist, dann lebt die heutige Jugend in sehr düsteren Zeiten, wie eine neue Studie zeigt. Bei der Studie hat man gut 2000 junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren gefragt:
Was macht dir Sorgen? Wie geht es dir? Welche Partei willst du wählen?
Die Antworten waren erschreckend. Die jungen Menschen sorgen sich sehr um ihre Zukunft. Das hat mehrere Gründe (siehe Grafik): Da ist die wirtschaftliche Lage mit Inflation, teuren Wohnungen und Alters-Armut. Da ist der Krieg in der Ukraine und in Nahost. Da ist der Klima-Wandel. Und da ist die Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft und vor einer Verschlechterung der eigenen Situation aufgrund der Zuwanderung von Flüchtlingen.
Das Ganze macht hilflos. Jede*r Zweite fühlt sich gestresst, jede*r Dritte erschöpft.
Gut jede*r Zehnte hat psychische Probleme und ist deswegen in Behandlung. Fast jede*r Zehnte denkt an Selbstmord.
So viele Krisen, so wenige Lösungen. Das macht unzufrieden – und dann glaubt man einfachen Versprechungen. Die AfD macht das oft so. Laut der Studie will jede*r Fünfte der jungen Menschen heute AfD wählen. Vor 2 Jahren war es noch nicht einmal jede*r Zehnte. Das ist eine gefährliche Entwicklung. Die Jugend ist unsere Zukunft – die AfD hingegen erinnert an die schlimmste Vergangenheit von Deutschland. Deswegen gilt heute mehr denn je: Wir müssen uns darum kümmern, dass sich die jungen Menschen weniger um ihre Zukunft sorgen. Das hilft uns allen.
Erschienen: Mai 2024
Bild: Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“
Autor*in: Bernd Neubauer