Sucht-Beratung in Göttingen: Thema „Alkohol“

Das neue Jahr beginnt. Zeit für gute Vorsätze. Endlich gesünder leben, weniger Alkohol. Aber das gelingt nicht so leicht. Manch einer braucht Hilfe. Wie die aussehen kann, darüber hat der DURCHBLICK mit Sieglinde Bulla (Foto) gesprochen. Sie leitet die Fachstelle für Sucht und Suchtprävention des Diakonieverbandes Göttingen – Münden.

Wer kommt zu euch in die Suchtberatung?
Zu uns kommen Menschen aus jeder Altersgruppe. Sie kommen auch aus ganz unterschiedlichen Gruppen. Zum Beispiel ein Jugendlicher mit Cannabis- Problemen. Cannabis ist ein Rausch-Mittel. Oder ein älterer Mensch mit einer Alkohol-Abhängigkeit.

Es kann also jeden treffen?
Ja, genau so ist es.

Welche Rolle spielt Scham bei den Betroffenen?
Die meisten Menschen, die zu uns kommen, leiden unter Scham- und Schuld-Gefühlen. Das macht es vielen Menschen schwer, sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen. Die aber ist wichtig. Sucht ist eine anerkannte Krankheit, die man gut behandeln kann. Kein Mensch schafft es dauerhaft allein, seine Sucht erfolgreich zu bekämpfen. Wir arbeiten vertraulich und stehen, wie auch Ärzte oder Ärztinnen, unter Schweigepflicht.

Wann kommen die Menschen zu euch?
Das ist völlig verschieden. Manche bemerken eine Veränderung in ihrem Trink-Verhalten und suchen das Gespräch, um herausfinden, ob sie zu viel trinken und gefährdet sind oder nicht. Manche kommen, weil jemand aus dem Umfeld sie angesprochen hat, weil das Verhalten auffällig ist. Beispiele: Jemand riecht nach Alkohol. Oder jemand hat gesundheitliche oder seelische Probleme durch das Trinken.

Welche Angebote gibt es für die, die vorbeugen wollen?
Wir bieten ein Training für Selbstkontrolle in kleinen Gruppen an. Dies hilft Menschen, die noch nicht körperlich abhängig sind, ihren Konsum zu verringern.

Welche Hilfen gibt es für die, die bereits abhängig sind?
Wir bieten zunächst Beratungs-Gespräche an. Hier kann jeder in aller Ruhe und mit viel Zeit seine Probleme und Themen besprechen. Wir suchen dann gemeinsam nach einem guten Weg für die Behandlung. Hier gibt es viele hilfreiche Möglichkeiten, mit denen wir uns bestens auskennen.

Können auch Angehörige von Betroffenen Rat bei euch suchen?
Ja, auf jeden Fall. Angehörige brauchen oft auch Unterstützung. Zum Beispiel: Sie wollen alles kontrollieren. Das hilft aber dem sucht-kranken Menschen nicht. Sie lernen, wieder besser auf sich selbst zu achten und sich klarer zu verhalten.

Du hast einen Wunsch frei: Was würdest du ändern, um den Betroffenen noch besser helfen zu können?
Die Beratungs-Stellen brauchen eine sichere Kosten-Übernahme, um zum Beispiel mit Schüler*innen noch mehr
in der Sucht-Vorbeugung arbeiten zu können. Es ist wichtig, junge Menschen frühzeitig auf das Thema Sucht behutsam aufmerksam zu machen und sie zu stärken. Das hilft gegen eine mögliche Sucht-Entwicklung.

 

Erschienen: Januar 2024

Foto: Bernd Neubauer

Autor*in: Bernd Neubauer