3. Dezember – der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung

Seit 1993 gibt es den internationalen Tag der Menschen mit Behinderung. Immer am 3. Dezember soll so auf die Situation von Menschen mit Behinderung aufmerksam gemacht werden. Aus diesem Anlass stellt sich Eduard Felker (Foto) vor. Die Prüfer-Gruppe für Leichte Sprache der Göttinger Werkstätten hat mit ihm gesprochen.

Seit wann lebst Du in Deutschland?
Seit dem 26. März 2000. Da war ich 11 Jahre alt. Ich bin mit meiner Familie nach Deutschland ausgesiedelt. Vorher lebten wir in einer kleinen Stadt in Kasachstan. Um 5:26 Uhr sind wir in Deutschland gelandet. Unsere erste Unterkunft war das Durchgangs-Lager Friedland.

Wieso weißt Du noch so genau Tag und Uhrzeit?
Das war etwas ganz Besonderes für mich. Ich bin zum 1. Mal mit dem Flugzeug geflogen. Ich war sehr aufgeregt und ich freute mich auf das neue Land.

Hast Du von Geburt an eine Behinderung?
Nein. Erst als ich 9 Jahre alt war kam es zu einem Unfall. Auf einem Spielplatz hat mir ein Junge eine Metall-Platte an den Kopf geworfen.

Foto: Julia Ring

Ich lag sehr lange im Krankenhaus. Das hat viel in mir kaputt gemacht. Die komplette rechte Seite war gelähmt. Ich bin heute noch froh, dass ich nicht im Rollstuhl sitze.

Was machst Du in deiner Freizeit?
Ich fahre sehr gerne Fahrrad. Durch den Unfall fällt es mir schwer, das Gleichgewicht zu halten. Aber ich habe das Fahrrad-Fahren gelernt. Es hat sehr lange gedauert. Außerdem liebe ich die Natur. Aber ich zocke auch oft Computer-Spiele. Und ich gucke gerne Filme und Fußball-Spiele.

Worauf bist Du stolz?
Ich bin auf vieles stolz, was ich mache. Vieles habe ich mir aus eigener Kraft beigebracht, zum Beispiel das Fahrrad-Fahren.
Aber ich habe hier in Deutschland auch viel Unterstützung gehabt. Ganz viel gelernt habe ich bei den Lese- und Schreib-Kursen von der Volkshochschule. Ich bin meiner Lehrerin Frau Hindahl echt dankbar. Dadurch bin ich auch noch selbstständiger geworden. Auch meine Betreuerin unterstützt mich sehr. Überhaupt bin ich richtig zufrieden, in den Göttinger Werkstätten zu arbeiten.
Und ich arbeite mit in der Prüfer-Gruppe für Leichte Sprache. Wer hätte das gedacht! Denn meine Schul-Zeit war alles andere als leicht. Daran denke ich nicht gerne zurück.

Was wünschst Du Dir für
die Zukunft?
Hier-bleiben und gesund-bleiben. Das wünsche ich mir. Vielleicht sollte man weiterhin mehr für die Barriere-Freiheit tun. Nicht nur auf der Straße. Auch die Schreiben von Ämtern und Bücher sollten verständlich sein. Und man sollte die Kirchen-Steuer abschaffen.

Julia Ring

Erschienen im DURCHBLICK November 2021