Hamster-Käufe

Wo der Spaß aufhört

Corona ist eine ernste Sache. Gerade jetzt wieder, da die Zahlen der Erkrankten steigen. Die 2. Welle hat uns fest im Griff. Die Angst der Menschen steigt wieder. Und mit ihr nimmt auch manch eigenwilliges Verhalten wieder zu. Worum es geht: um Hamster-Käufe.

Wir kennen das aus dem Früh-Jahr. Damals waren auf einmal die Regale in den Geschäften so gut wie leer. Besonders Mehl und Dosen waren gefragt. Aber auch Getränke. Ganz oben auf der Wunsch-Liste stand allerdings etwas anderes. Man kann es weder essen noch trinken: das gewöhnliche Klo-Papier. Die Menschen trugen die Rollen massenweise aus den Geschäften. Schließlich wurde der Verkauf reguliert. Das heißt, es wurde bestimmt: So viele Packungen darf
1 Kunde kaufen. Dabei war im Frühjahr zu jeder Zeit von allem genug da. Wie auch jetzt. Trotzdem geht das Hamstern wieder los. Auch das von Klo-Papier. Erst kürzlich warnte sogar die Bundes-Ministerin für Ernährung, Land-Wirtschaft und Verbraucher-Schutz Julia Klöckner vor diesen Hamster-Käufen.

Was aber heißt das: „Hamster-Kauf“? Das Wort „Hamstern“ steht umgangssprachlich für Horten. Also das Aufbewahren von Lebens-Mitteln oder knapp werdenden Dingen. Richtig bekannt geworden ist es nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Die Menschen hatten zu der Zeit sehr wenig zu essen. Damals gab es „Hamster-Fahrten“ aufs Land. Auf dem Land lebten die Bauern. Auf dem Land gab es deshalb mehr zu essen als in der Stadt. Die Nachkriegs-Jahre voller Entbehrungen liegen jedoch lange zurück.

Es heißt „Hamstern“, weil der Mensch damit das Verhalten des Hamsters nachahmt. Mit einem Unterschied. Das kluge Nager-Tier legt sich Vorräte für die langen Winter-Monate an. Es sorgt der Krise vor. Der Mensch heute macht genau das Gegenteil. Er schafft in einer Krise durch sein Verhalten im schlechtesten Fall erst das, wovor er sich schützen will: einen Notstand in der Versorgung. Beim Klo-Papier mag das egal sein. Bei Nahrungs-Mitteln jedoch hört der Spaß auf. Da sollte jeder nur soviel kaufen, wie er wirklich braucht.

Bernd Neubauer