Eine Heimat – viele…Heimats?
Heimate? Heimaten?!

Das Wort „Heimat“ hört man selten im Plural: Wieso denn? Haben Menschen nur eine Heimat? Hat dieses Wort die gleiche Bedeutung für alle?

Wie ändert sich das, wenn wir unser Land verlassen? Wir haben 4 Menschen gefragt.

Benediction aus Kinshasa

Für mich ist Heimat dort, wo geliebte Menschen leben und mich erwarten. Wenn ich lange an einem Ort lebe und liebe… dann wird dieser Ort mein Zuhause.

Ich bin im Kongo geboren, ich habe aber lange in Kenia gelebt. Also ist Kenia wie ein Zuhause für mich. Und jetzt lebe ich in Deutschland. Hier habe ich meine Familie, ein neues Leben, Zukunfts-Pläne und Ziele… Deutschland ist also meine neue Heimat. Ja, ganz klar: Man kann mehrere Heimaten haben!

Khaliqyar aus Kabul

Ich komme aus Afghanistan, aber meine Familie und unsere Zukunft sind hier. Ich schaue nicht zurück.

Sicherlich war Afghanistan eine wichtige Strecke meines Weges. Ich schaue aber nach vorne. Da habe ich also keine Zweifel: Meine Heimat ist jetzt nur Deutschland. Klar: Es gibt Schwierigkeiten, und es braucht Zeit. Aber ich bin zuversichtlich: Stück für Stück wird alles gut.

Harun aus Qamishli (Kurdistan)

Meine Heimat gibt es offiziell gar nicht mal, für mich ist es aber ein ganz reales Gefühl. Meine Heimat ist mein Geburtsort, denn dort fängt meine Geschichte an. Meine Geschwister sind in Europa, und ich habe hier auch ein neues Leben. Sogar das Wetter gefällt mir hier! 🙂

Man hat aber nur eine Heimat, und meine vermisse ich sehr. Ich kann das nicht beschreiben, das ist schwer. Aber für meine Kinder wird Deutschland ihre Heimat.

Hasmik aus Yerevan

Für mich gibt es 2 Heimaten: Die, in der du geboren wirst; und die, die du dir selbst aufbaust. Armenien wird für immer meine Heimat bleiben. Sie ist mein Wasser, meine Luft, meine Seele! Ich vermisse alles davon: selbst die Hunde auf der Straße!

Aber Deutschland ist genauso meine Heimat: Hier habe ich ein neues Leben angefangen, hier habe ich tolle Augenblicke meines Lebens erlebt: Ich bin Mama geworden und habe mit meinem Sohn kleine und große Schritte gemacht.

Ein Traum bleibt noch offen: wieder in meinem Beruf (Krankenschwester) zu arbeiten. Das schaffe ich aber noch.

Also, ganz eindeutig: Ich habe 2 Heimaten und beide sind ein Teil von mir!

Giulia Manca

Erschienen im DURCHBLICK August 2022