Foto: markusspiske auf pixabay

Ableismus

Wenn der Mensch vergessen wird

Ableismus (sprich: Ab-le-is-mus) kommt von dem englischen Wort: able (sprich: äibl). Das heißt: fähig.

Beim Ableismus wird ein Mensch auf seine Behinderung reduziert. Es wird geschaut: Wie unterscheidet sich die Person vom angeblichen Normal-Zustand? Eine blinde Person kann zum Beispiel nicht sehen.

Ohne mit der Person zu sprechen, wird gesagt, was der Mensch mit Behinderung kann und was nicht. Damit kommt es zu einer Abwertung und einer Aufwertung der Person.

 

Die Abwertung

Wegen ihrer Beeinträchtigung gilt eine Person als weniger Wert.

Ein Beispiel: Eine Frau im Rollstuhl möchte nach der Arbeit mit dem Bus nach Hause fahren. Der Bus ist voll. Der Bus-Fahrer ist genervt.
Er fragt die Frau: „Müssen Sie denn jetzt mit dem Bus fahren?“

Der Bus-Fahrer sieht nur: Die Frau sitzt im Rollstuhl.
Sie braucht viel Platz im vollen Bus. Die Frau ist ein Problem für den Bus-Fahrer.

Die Frau antwortet: „Ich möchte wie jeder andere nach der Arbeit nach Hause fahren!“

 

Die Aufwertung

Es wird angenommen: Ein Mensch mit Behinderung kann bestimmte Sachen nicht. Wegen der Beeinträchtigung ist es überraschend, wenn die Person eine bestimmte Leistung schafft.

In unserem Beispiel antwortet der Bus-Fahrer der Frau überrascht: „Oh, Sie arbeiten. Das ist gut!“

Der Bus-Fahrer hat gedacht: Die Frau sitzt im Rollstuhl. Bestimmt arbeitet sie nicht. Dass die Frau arbeitet, ist für ihn überraschend.

 

Struktureller Ableismus

Eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigt: Menschen mit Behinderung werden oft strukturell benachteiligt. Zum Beispiel bei neuen Gesetzen. Sie werden bei Entscheidungen nicht gefragt. Oder ignoriert. Ein Beispiel ist: das Verbot von Plastik-Stroh-Halmen. Manche Menschen mit Behinderung haben gesagt: Wir brauchen die Stroh-Halme aus Plastik. Sie helfen uns im Alltag.

Sie wurden belehrt: Benutzt Stroh-Halme aus Glas. Es wurde ignoriert, dass Menschen mit Behinderung andere Anforderungen haben. Auch in vielen anderen Bereichen gibt es Ableismus. Einen Podcast dazu mit einem Menschen mit Behinderung gibt es hier: Wie Menschen mit Behinderung in der Klima-Krise nicht mitgedacht werden. Er ist in schwerer Sprache.

Jasmin Süssmeyer

Erschienen im DURCHBLICK Mai 2022